Neuer Fokus in der internationalen Debatte
Milliardäre und ihre legale Steuerhinterziehung
Der Global Tax Evasion Report nutzt Steuerdaten aus den USA, Frankreich und den Niederlanden, um die persönlichen Steuersätze von Milliardären zu berechnen. Demnach zahlen die Superreichen nur zwei Prozent (in Frankreich) bis acht Prozent (in den USA) Steuern auf ihr Einkommen. Der wichtigste Grund für die niedrigen Steuersätze: Frankreich, Deutschland und viele andere Länder erlauben es ihnen, Gewinne steuerfrei in vermögensverwaltenden Holdinggesellschaften zwischenzuparken. Völlig legal also und trotzdem vom Ergebnis her aus Sicht des Berichts nah genug an der Steuerhinterziehung. Die USA regeln das seit vielen Jahrzehnten anders und besteuern auch angesparte Gewinne - es sei denn die Unternehmenseigentümer (siehe Jeff Bezos oder Warren Buffet) sparen sie direkt im Unternehmen an und finanzieren ihren Lebensstil durch Kredite. In vielen Fällen bleibt die Unternehmenssteuer die einzige Steuer, die die Milliardäre zahlen.
Etwa 2.700 Milliardäre mit einem Vermögen von 13 Billionen US-Dollar zahlen - abgesehen von der Unternehmenssteuer - laut Bericht nur etwa 44 Milliarden US-Dollar persönlicher Steuern. Eine Vermögensteuer von zwei Prozent würde allein von diesen 2.700 Milliardären Zusatzeinnahmen von 214 Milliarden US-Dollar bringen. In der Summe aus Unternehmenssteuer, Steuern auf Einkommen und der neuen Vermögensteuer kämen sie dann - je nach der Rentabilität ihres Vermögens - auf einen Steuersatz von etwa 40 bis 50 Prozent bezogen auf ihr Einkommen. Das entspräche in etwa dem, was ein Durchschnittsbürger an Steuern und Abgaben zahlt und würde ihr Vermögenswachstum nur verlangsamen statt aufzuhalten. Also eigentlich alles andere als ein radikaler Vorschlag.
In Deutschland gibt es nach Zählung von Forbes knapp 130 Milliardäre mit einem Vermögen von 550 Milliarden US-Dollar. Die Steuer würde demnach hier also etwa 11 Milliarden US-Dollar einbringen. Allerdings fehlen in den zugrunde gelegten Listen eine ganze Reihe von Milliardären und das Vermögen ist weit unterschätzt (mehr dazu demnächst).
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