Wenn sie die Zähne fletschte, war Vorsicht geboten und wenn sie schnappte, tat es weh. Die rote Bulldogge des Simplicissimus nahm keine Rücksicht – auf nichts und niemanden; dabei war sie bei der Wahl ihrer Beute keineswegs lokal beschränkt: Dank bissiger Kritik sowohl an deutschen als auch an internationalen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen errang sie internationale Anerkennung.
Knapp 125 Jahre nach der Gründung des Simplicissimus übte sich der 16. Jahrgang des Masterstudiengangs Osteuropastudien der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Regensburg als Hundefänger der ganz besonderen Art. In diesem Themendossier „Osteuropa ‚Simpl‘ erklärt“ untersuchen die Studierenden das Bild Osteuropas in der berühmten Münchner Satirezeitschrift.
Die Autorinnen und Autoren beschäftigen sich dabei besonders mit der Frage nach stereotypen Darstellungen der für den Simplicissimus typischen Karikaturen. Dabei laden sie nicht nur zu einer unterhaltsamen Reise in die Vergangenheit ein. An vielen Stellen muss auch gefragt werden, ob es sich bei diesen Stereotypen denn nun wirklich nur um Relikte vergangener Tage handelt oder ob diese nach wie vor in unseren Köpfen verankert sind.
Seien es „wilde Czechen“ oder „tapfere Rumänen“, „blinde Zaren“ oder „polnische Kläffer“ – die Studierenden aus München und Regensburg wagen sich genauso furchtlos an die bissige Bulldogge heran, wie sich diese während ihres fünfzigjährigen Bestehens auf ihre Ziele stürzte.
Eine Präsentation des Themendossiers mit anschließender Online-Diskussion findet am 27.11.2020 18-20 Uhr über Zoom statt.
Diskutieren werden: Dr. Agnieszka Balzerczak und PD Dr. Marketa Spiritova (Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie LMU), Dr. Christoph Kienemann (Historische Stereotypenforschung), Dr. Andreas Strobl (Staatliche Graphische Sammlung München) und Georgiy Konovaltsev (Osteuropastudien)
Zugang zum Themendossier hier
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