Apropos Paralleljustiz: Eine neue Studie der NGO Corporate Europe Observatory (CEO) enthüllt eine zweijährige Lobbykampagne von Banken, Konzernen und Anwaltskanzleien für neue Sonderrechte für Konzerne und eine exklusive Gerichtsbarkeit in der EU. Und tatsächlich beinhaltet ein Papier der Kommission vom September 2020 besorgniserregende Optionen dafür.
Besonders aktiv lobbyierten deutsche Großbanken, die Europäische Bankenvereinigung, die deutsche Aktionärslobby oder Konzernlobbygruppen wie BusinessEurope und die französische AFEP. Ihre Botschaft: Investoren hätten ohne Sonderklagerechte in der EU keinen "angemessenen Rechtsschutz" und könnten daher vermehrt außerhalb der EU investieren. Auch die Erste Group und die österreichische Wirtschaftskammer drängen auf Sonderrechte.
In Wahrheit gibt es jedoch keinerlei Hinweise auf eine systematische Benachteiligung
ausländischer Investoren in den EU-Mitgliedstaaten, die ein eigenes
paralleles Justizsystem rechtfertigen würden! Investoren können sich auf eine lange Liste von Rechten und Schutzmaßnahmen
verlassen.
Die Konzerne wollen vor allem mit einem neuen exklusiven EU-Gericht die Regierungen dazu zwingen, sie mit enormen Summen für neue Gesetze zum Schutz von Arbeitnehmer*innen, Verbraucher*innen und der Umwelt zu entschädigen. Dieses finanzielle Risiko könnte Regierungen letztendlich auch davon abhalten, Gesetze im öffentlichen Interesse zu erlassen.
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