Heute vor fünf Jahren hatte ich es geschafft: Ich saß mit einem zimtig-scharfen Drink und einer Wagenladung fluffiger White-Chocolate-Mokka-Pancakes im stylishen Restaurant des Max-Brown-Hotels in Berlin. 🥞 #LIKEABOSS Oben im Zimmer lag mein frisches Coaching-Zertifikat — die Tinte von Ilja Grzeskowitz' Füller noch feucht.
Mir brummte die Rübe nach einer dicht gepackten Woche voller Information und Interaktion. Ich weiß noch, wie dankbar ich war, dass ich wenigstens das ÖPNV-Ticket aus dem Automaten ziehen konnte. Spätestens an Tag zwei war meine soziale Batterie leer und mein Gesicht hatte Muskelkater.
Das Schlimmste war etwas anderes: Jeder sollte seine drei stärksten Werte definieren. Drei! Ich fand schon die 10 Stück hart, die wir als Hausaufgabe zu definieren hatten. Drei! Es fiel allen schwer. Dann haben wir auf dem Hot Seat knallhart einen gegen den anderen abgewogen, während die Zeit runtertickerte:
Humor oder Höflichkeit? Respekt oder Unabhängigkeit? Sicherheit oder Freiheit? Es kann nur einen geben!
Ich fühlte mich wie die Mutter in das Das zweite Gesicht, die sich am Abgrund hängend zwischen ihrem bösen Sohn und dem lieben Cousin entscheiden muss. Einer nach dem anderen rauschte in den Abgrund. Übrig blieben: Selbstbestimmung, Humor, Respekt.
Wie ist das bei dir? Wenn du nur drei Werte statuieren könntest, für die du stehst — welche wären das? Welche Werte sind durch nichts zu ersetzen?
Werte geben uns Handlungskompetenz und machen uns unbestechlich. Ich verteidige sie gegen Fressfeinde aller Art: Du hast keinen Humor? Bye, bye, Busenfreundschaft! Ich darf nichts individualisieren? I'm out! Du hältst selbst die spartanischsten Grußformeln bei Kassierern und Busfahrerinnen für unnötig? Scher' dich zum Donnerdrummel.
Dass Werte im Business wichtig sind hat sich mittlerweile rumgesprochen. Menschen mögen es, wenn jemand integer auftritt und damit Klarheit und Verlässlichkeit ausstrahlt. Wir assoziieren damit Professionalität. Nicht immer aber Sympathie. Manche Marken haben so viele Hater wie Fans.
Und genau hier ist oft eine eingebaute Sollbruchstelle: Viele bewerten ihre Werte aus der Sicht sozialer Erwünschtheit (ebenso Meinungen, Haltungen, Motive). Wir wollen gemocht werden, nicht anecken und am liebsten einem Idealtypen entsprechen. Schön sutsche.
Aber wenn du dich immer darum scherst, was erwünscht ist, dann wirst du niemals außergewöhnlich oder bemerkenswert. Wischi-Waschi-Werte führen direkt in die Grauzone: den mittelmäßigen Mainstream.
Ja, es kann sein, dass nicht jeder deine Werte teilt. Aber das ist gut. Dann hast du dich selbst beschützt: vor Leuten, die nicht zu dir passen und die ein verdammter Pain in the A$$ werden können. Werte sind Selbstschutz.
Zum Start meiner Selbstständigkeit hatte ich einen Kunden, der "gerne auf meine kindischen Smileys" in den E-Mails verzichtet hätte. Ich hätte vor Scham fast keine Rechnung rausgeschickt. 🙈 Die Zeile saß so tief, dass ich am liebsten wochenlang alle gesiezt hätte.
Das Problem: Ich hatte mich nach außen anders dargestellt, als ich eigentlich war ... "professioneller." (kriege Sodbrennen beim Schreiben)
Heute weiß ich, dass Professionalität sehr subjektiv ist — jeder hat andere Maßstäbe. Im Grundsatz bedeutet das nur, dass Erwartungen erfüllt werden. Und zwar die deiner angestrebten Idealkundschaft. Nicht die der Wettbewerber, Neider oder Hater.
Apropos: Du brauchst keine ausklamüserte Persona.
Es kann dir egal sein, ob deine Idealkundin die Brigitte abonniert hat oder in einem Reihenendhaus in Hannover wohnt. Es bringt dich weiter, wenn du deine Zielgruppe über ihren Wertekanon, ihre Handlungsmotive und ihr Wunschgefühl definierst. Das wird dir vor allem das Formulieren deiner Botschaft erleichtern.
Ich bekomme mittlerweile Anfragen, die sich anhören, als hätte ich sie vorformuliert. Manchmal creepy. Aber immer cool!
Der gute Vibe in einem Projekt ist durch nichts zu auszustechen. Auch nicht durch ein Bündel Scheine. Verkauf nie deine wirklichen Werte. Und geselle dich nie aus Angst in die Grauzone Mittelmaß. Trau dich ins Neonlicht.
🤗🧨🍸💥👩🎤👒🥩🍀💃
UNLEASH THE HATEEEERS!
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