Unsere Empfehlungen zum Lesen, Hören und Sehen.
Auf dem Weg zum Zukunftspakt der Vereinten Nationen
Marianne Bensheim von der SWP analysiert den Erstentwurf des Abschlussdokuments für den Zukunftsgipfel der UN im September 2024 und unterstreicht den Minimalkonsens des Entwurfs, den Mangel an zivilgesellschaftlicher Beteiligung und eine verpasste Chance des deutschen Parlaments seine Zukunftsvision der Vereinten Nationen zu skizzieren.
Ausstieg verpasst? Der Bundestag und die UN-Mission in Mali
Thorsten Gromes untersucht die Haltung des Deutschen Bundestags zum UN-Einsatz in Mali und die deutsche Beteiligung. Er analysiert falsche Erwartungen an Exit-Strategien von internationalen Friedenseinsätzen und die Rhetorik im Bundestag, mit der Parlamentarier*innen für oder gegen den Einsatz argumentiert haben.
Rethinking aid system narratives: The case for collaborative leadership
Nigel Timmins und Joschua Hallwright brechen den fehlenden Wandel im humanitären System hin zu gerechteren und wirksameren Partnerschaften auf die individuelle Ebene herunter und zeigen Anreize für die Verantwortlichen in der humanitären Hilfe auf, ihre pfadabhängigen, fest verankerten Arbeitsweisen zu ändern, um ein effektiveres und gerechteres humanitäres System zu schaffen.
Welche nationalen Interessen?
Der Beitrag von Jakob Hensing (GPPi) widmet sich der aktuellen Debatte um Kürzungen im Budget der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und Forderungen, diese stärker an nationale Interessen auszurichten. Neben normativen Fragen illustriert er in erhellender Weise, wie nebulös in der Debatte bleibt, von welchen der multiplen Interessen jeweils die Rede ist und wie inherente Zielkonflikte zwischen breit angelegten Querschnittsthemen wie Fluchtursachenbekämpfung, wirtschaftlichen Interessen, sicherheitspolitischen Aspekten etc gelöst werden sollten. Gleichwohl beleuchtet er auch, dass prinzipielle Zielvorgaben des BMZ u.a. prioritär Hunger und Armut zu bekämpfen zu wenig auf Fälle mangelnden Ownerships
in Zielländern eingehen und fordert daher abschließend ebenfalls etwas nebulös, Regierungsverhandlungen zur Zusammenarbeit auf Anliegen auszurichten, „die mindestens auch auf weitere, unmittelbarer erreichbare Ziele auf Basis der eigenen Interessensabwägung einzahlen“.
Der Berliner Blob
In dem provokanten Beitrag, der im englischen Original bei „The Ideas Letter“ erschienen ist, beklagt Hans Kundnani eine homogene Sichtweise von Eliten in den USA und Deutschland auf außen- und sicherheitspolitische Fragen, die als einheitlicher „Blob“ Kontroversen bedingt zulässt. Der Senior Research Fellow bei Chatham House in London übernimmt dabei den in den USA eingeführten Begriff „Blob“ (eine gallertartige, schleimige Masse als Beschreibung eines „Gruppendenken“) und fügt hinzu, der Berliner Blob sei vielleicht „der blobbigste von allen“. Der ehemalige Forschungsdirektor des European Council on Foreign Relations (ECFR) geht dabei auch mit der deutschen Think Tank Landschaft hart ins Gericht, die teils wie die SWP stark regierungsfinanziert sei, zum anderen besonders homogen oder gar opportunistisch. Beispielsweise gingen die selben Forschungsinstitute, die Angela Merkels Russlandpolitik einst unisono begrüßt hätten, nun umso härter mit dieser Politik ins Gericht; zugleich würden sie unisono dazu schweigen, dass Israel in Gaza die Bevölkerung „vertreibt und vernichtet“. Insgesamt hätten die relevanten Forschungseinrichtungen schwerwiegende Fehleinschätzungen getroffen, „die katastrophale Folgen hatten“.
Aid Unchained: Examining Development Project Management Practices at Aid Chain Interfaces
Lena Gutheil und Dirk-Jan Koch untersuchen, wie die Vorgaben der Geber durch die Machtverhältnisse gefiltert werden, die die alltägliche Praxis der humanitären Hilfe an den verschiedenen Schnittstellen prägen. Und sie stellen fest, dass „die organisatorischen Beziehungen zwischen Organisationen des Südens ebenso machtbeladen sind wie die Nord-Süd-Beziehungen“.
Rethinking humanitarian principles? Consider community, context, and common sense
Tim Buder und Meg Sattler von Ground Truth Solution untersuchen, wie Menschen humanitäre Hilfe empfinden und wie sie verbessert werden könnte. Ergebnis: Die humanitäre Hilfe erreicht selten die Menschen, die sie am dringendsten benötigen. Erforderlich wäre ein partizipatorischen Ansatz bei der Programmgestaltung auf allen Ebenen, bei dem die Bevölkerung die Möglichkeit hat, sich sinnvoll an den notwendigen Entscheidungen über Kompromisse zu beteiligen.
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