Wenn du auf deine Zeit als Betriebsratsvorsitzender zurückblickst, was fällt dir als erstes ein?
Es war für mich, besonders am Anfang, eine große Herausforderung. Klaus Zenz, der jetzt wieder Vorsitzender des Betriebsrats ist, war auch mein Vorgänger. Bevor er Landtagsabgeordneter wurde, hat er 13 Jahre lang sehr gute und kraftvolle Betriebsratsarbeit geleistet. Fünf Jahre war ich damals schon Teil des Betriebsratsteams, die Erwartungen der Kolleg*innen waren hoch. Ich musste viel lernen und Dinge tun, die ich davor nie machen musste. Aber das hält einen frisch. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich das Gefühl hatte, der Sache wirklich gewachsen zu sein.
Was hast du denn lernen müssen?
Viel Arbeitsrecht, vor ein paar hundert Leuten eine Rede halten, wie man vorgehen muss, um im Betrieb etwas für die Kolleg*innen zu erreichen, Betriebsratssitzungen und Betriebsversammlungen leiten, Feste und Betriebsausflüge organisieren, einiges an Betriebswirtschaft und vieles mehr.
Was waren für dich besondere Ereignisse?
Da gab es natürlich viele! 2012 drohten massive Kürzungen im Sozialbereich, eine Folge der Wirtschaftskrise. In Zusammenarbeit mit Arbeiterkammer und Gewerkschaft konnten wir die meisten unserer hohen Standards halten, ohne dass es zu einer Insolvenz kam. Seit 2004 haben wir einen Kollektivvertrag, der unsere Löhne und Arbeitszeiten sichert. Die gewerkschaftlich organisierten Betriebsräte des Sozialbereichs entwickeln ihn jedes Jahr weiter. Dafür haben wir Kampfmaßnahmen wie Demos, Betriebsversammlungen oder Streiks durchgeführt.
Wenn du eine Sache an der Arbeit im Sozialbereich ändern könntest, was wäre das?
Dass sich die angebliche Wertschätzung für in diesem Bereich tätige Menschen auch in den Gehältern widerspiegelt.
Was ist dir noch wichtig?
Alle KollegInnen, die es noch nicht sind, sollten Gewerkschaftsmitglieder werden. Nur indem wir uns organisieren, können wir unsere Rechte verteidigen und ausbauen. Ich danke allen Kolleg*innen und insbesondere den aktiven und ehemaligen Betriebsratsmitgliedern für ihre Arbeit und ihr Vertrauen. Sehr dankbar bin ich auch für die vielen schönen Begegnungen und lieben Rückmeldungen, die mir Kraft gegeben haben!
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