Liebe Leserin, lieber Leser
Biodiversität umfasst sämtliche auf der Erde existierenden Lebewesen. Sie ist das Ergebnis von Millionen Jahren Evolution. Die Artenvielfalt steht für fruchtbare Böden und widerstandsfähige Ökosysteme. Aus dem Wissen der Natur schöpft auch die forschende Industrie. In Bangladesch gehören die Auberginen zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln. Doch rund 40 Prozent der Ernte gehen durch Schädlingsbefall verloren. Für die Bauern ist der Befall eine Katastrophe, denn Pestizide stellen einen erheblichen Kostenfaktor dar und sind nicht überall verfügbar. Gezielte Züchtung schafft Abhilfe. Stattet man Pflanzen mit einem Gen des Bt-Bakteriums aus, erhalten sie insektenresistente Eigenschaften. Eine aktuelle Studie zeigt, weshalb immer mehr Bauern auf die Bt-Auberginen setzen. Die Erträge sind gegenüber den konventionellen Sorten um 19,6 Prozent höher. Gleichzeitig stiegen dadurch die Einnahmen für die Landwirte um 21,7 Prozent. Rund 80 Prozent der Kleinbauern waren sowohl mit der Qualität als auch den Erträgen zufrieden. Eine Studie belegt, dass die Bt-Auberginen knapp 40 Prozent weniger Insektizide benötigt haben. Mehr erfahren Sie hier.
In Zukunft besteht die grosse Herausforderung darin, trotz Bevölkerungswachstum, Erderwärmung und Wasserknappheit die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Gleichzeitig sollten zum Schutz der Biodiversität die Ackerflächen nicht vergrössert werden. Denn Landwirtschaft ist immer ein Eingriff in die Natur. Zum Erhalt der Biodiversität ist es zentral, dass nur so viele Ackerflächen bewirtschaftet werden, wie wirklich nötig. Angesichts dessen muss auch die biologische Landwirtschaft hinterfragt werden. Bio braucht mehr Land. Wird der Anteil an Bio substanziell erhöht, wird durch den zusätzlichen Landverbrauch die Natur zurückgedrängt. Moorlandschaften müssten entwässert und Grasland landwirtschaftlich genutzt werden. Das ist nicht nachhaltig und verdeutlicht einen grossen Zielkonflikt in der Landwirtschaft. Gemäss dem ehemaligen Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft hat auch die Schweiz eine Verantwortung, mit einer produktiven Landwirtschaft einen Beitrag zur Ernährung der Welt zu leisten. Wir müssen selbst produzieren statt mehr zu importieren.
Vielversprechend ist, wenn Biodiversitätsflächen gefördert werden. Multifunktionale Feldrandstreifen (engl. Multifunctional field margins) bieten eine wertvolle Möglichkeit, die Biodiversität in Agrarlandschaften zu erhöhen. Die Ränder von Äckern oder steile Böschungen eignen sich ideal dazu. Sie stehen nicht in Konkurrenz zu einer effizienten Feldbewirtschaftung. Hecken oder so genannte «Blühstreifen» eignen sich auch als Puffer entlang von Wasserläufen. So verhindern sie Erosion und unerwünschte Nährstoffeinträge von den Feldern in die Gewässer. Jeder Landwirt – aber auch jeder Gartenbesitzer – kann so die Bedingungen für Insekten verbessern. Eine länderübergreifende Meta-Studie zeigt zudem, dass Landwirtschaftsflächen den Rückgang von Insektenpopulationen sogar mildern.
Auf Diversität auf dem Acker setzt die Permakultur. Sie setzt gezielt auf das Nebeneinander von Pflanzen. Nun sollen die landwirtschaftlichen Mischkulturen wissenschaftlich untersucht werden. Es geht sowohl um ihre Auswirkungen auf die Natur als auch um ihre Ressourceneffizienz. Das ist zu begrüssen. Moderne Landwirtschat soll nicht eine Glaubenssache sein, sondern auf Daten beruhen. Konventionelle wie auch alternative Anbaumethoden sollten sich immer wieder der Überprüfung aussetzen. Wir sind gespannt auf die Resultate zur Permakultur.
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