Der "Rat der EU", das Gremium der EU-Regierungen, ist nicht nur im Falle des Mercosur-Abkommens ein Einfallstor für die Lobbyinteressen von Konzernen. Das belegt eine aktuelle Studie von LobbyControl und Corporate Europe Observatory anhand vieler Beispiele (CEO):
In den vergangenen Jahren hat die deutsche Regierung zum Beispiel im Rat mehr Steuertransparenz für Konzerne blockiert und Schlupflöcher bei den CO2-Grenzwerten geschaffen, damit die Autoindustrie weiter große SUVs mit Verbrennungsmotor produzieren kann. Mit Vorliebe verhandelt sie dazu in intransparenten Exklusivrunden oder berät mit der Gasindustrie ihre zukünftige Bedeutung bei der Energiewende. So hat sie der Gasindustrie dazu verholfen, dass sie sogar in den EU-Kriterienkatalog für nachhaltige Investitionen aufgenommen wurde.
Die einseitige Zusammenarbeit mit Konzernen wird den nationalen Regierungen dadurch leicht gemacht, dass die Arbeit des Rats der EU ganz überwiegend im stillen Kämmerlein stattfindet. In der Corona-Krise und den laufenden Verhandlungen über Hilfs- und Wiederaufbauprogramme wird der Lobbyansturm der kommenden Monate enorm sein.
Daher fordern 57 europäische Organisationen – darunter auch Attac Österreich – in einem offenen Brief an die deutsche Bundeskanzlerin Merkel ein Ende von geheimen Treffen mit mächtigen Lobbygruppen, mehr Transparenz auf EU- wie auf nationaler Ebene sowie mehr Mitwirkungsrechte für die Bürger*innen bei der EU-Politik.
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