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Risiken und Nebenwirkungen

Liebe Leserin, lieber Leser

Bio steht für natürlich und natürlich ist sympathisch. Durch unzählige Marketing-Slogans scheint das Bio-Fundament unverrückbar. Nicht nur die Bio-Bauern, sondern auch die Grossverteiler hämmern es uns fast täglich in den Kopf. Bio komme ohne Gift aus oder Bio sei pestizidfrei, heisst es da ungeniert.

Allerdings, wer würde schon für Werbesprüche seine Hand ins Feuer legen. Und tatsächlich: Eine neue Studie von Agroscope, der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt des Bundes, widerspricht vehement. Agroscope kommt gar zum Schluss, dass ein Verzicht auf risikoreiche Pestizide insbesondere Bio hart treffen würde. Kurz: Ein Pestizidverbot ist Gift für Bio

Doch es geht nicht nur um Bio. Tatsächlich würde ein Verbot von Pestiziden die ganze Schweizer Ernährungswirtschaft empfindlich treffen. Denn eine erfolgreiche regionale Produktion hängt von der Verfügbarkeit von Mitteln gegen Pflanzenkrankheiten und Schädlingen ab. Das risikoreichste Mittel für Bienen ist gemäss der Rangliste von Agroscope das Insektizid Spinosad. Es wird auch im Biolandbau eingesetzt. Bei einem Verzicht auf Spinosad werden grössere Schwierigkeiten für die integrierte und biologische Produktion in allen Kulturbereichen erwartet.

Die Agroscope-Studie bewertet zugelassene Pflanzenschutzmittel nach Risiko-Scores. Das Insektizid Spinosad sowie die kupfer- und schwefelhaltigen Bio-Fungizide schneiden dabei schlecht ab. Auch Lenkungsabgaben sind hier keine Lösung. Trotzdem werden Bio-nahe Kreise nicht müde, eine solche auf Pflanzenschutzmittel nach dem dänischen Modell zu fordern. Doch eine risikobasierte Lenkungsabgabe würde für den Bio-Landbau wichtige Pestizide wie Spinosad, Kupfer und Schwefel massiv verteuern oder sogar verunmöglichen.

So ist in Dänemark – das immer wieder als Beispiel für ein Land mit Lenkungsabgaben auf Pflanzensschutzmitteln angeführt wird – die Anwendung von Kupfer in der Landwirtschaft aufgrund der negativen Auswirkungen verboten. Und Schwefel wird wegen negativer Einflüsse auf die Umwelt hart besteuert. Zudem funktioniert eine Lenkungsabgabe auf Gütern mit einer unelastischen Nachfrage nicht. Wird beispielsweise ein wirksames Medikament mit einer Lenkungsabgabe belastet, so verringert das die Nachfrage kaum. Bei Pflanzenschutzmitteln ist dies genauso. Wenn der Bauer vor der Alternative steht, seine Kultur zu schützen oder sie Krankheiten preiszugeben, ist seine Entscheidung klar. scienceindustries-Direktor Stephan Mumenthaler hat bereits 2018 in einem Artikel in der Handelszeitung auf die Widersprüche einer Lenkungsabgabe auf Pflanzenschutzmittel aufmerksam gemacht.

Erfreulich jedoch: Der Vorstand von Bio Suisse wendet sich gegen die Trinkwasserinitiative. Auch Biobauern sind Tierhalter und als solche nicht reine Selbstversorger. Die Initiative macht eine vernünftige Arbeitsteilung in der Landwirtschaft unmöglich, indem sie den Zukauf von hoffremdem Futter verbietet. Und wie die Studie von Agroscope zeigt, setzen auch Biobauern Pestizide ein und hätten gemäss der Initiative auch deshalb keinen Anspruch auf Direktzahlungen mehr.

Um im Thema sattelfest zu sein, empfiehlt sich ein Blick auf das Faktenblatt «Begriffsklärung zu zwei Initiativen gegen Pestizide» der Gruppe Agrar von scienceindustries. Pestizide sind nämlich gemäss der Weltgesundheitsorganisation und der Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) klar definiert.

Und wenn wir schon bei der UNO sind: Das Welternährungsprogramm der UNO hat den Friedensnobelpreis erhalten. Auch swiss-food gratuliert. Die Organisation leistet Grosses und wird auch in den kommenden Jahren stark gefordert sein. Denn der Hunger auf dieser Welt nimmt wieder zu. Dafür verantwortlich sind die Corona-Krise, kriegerische Auseinandersetzungen aber auch veränderte klimatische Bedingungen. Das zeigt auch, dass in Zukunft der weltweiten landwirtschaftlichen Produktion grosse Bedeutung zukommt. Und in diesem Zusammenhang bleiben Pflanzenschutzmittel wichtig. Wir haben dazu ein Faktenblatt zusammengestellt.

Fazit: Es lohnt sich, zu Risiken und Nebenwirkungen von politischen Vorschlägen immer auch die Packungsbeilage zu lesen. Risiken sollen durch Kooperation, Innovation und Sorgfalt in der Anwendung stetig gesenkt werden. Wer radikale oder einseitige Lösungen präsentiert, übersieht jedoch die Nebenwirkungen.

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.

Ihre Redaktion von swiss-food.ch

P.S. Heute erreicht uns die Meldung, dass eine neue Studie der Universität St. Gallen die Auswirkungen der «Initiative gegen synthetische Pestizide» auf die landwirtschaftliche Produktion und die Lebensmittelverarbeitung untersucht hat. Auch diese kommt offenbar zum Schluss, dass ein Verbot synthetischer Pestizide auch den Biolandbau und dessen Lebensmittelverarbeitung treffen würde. Während sich die öffentliche und politische Debatte auf die Pflanzenschutzmittel fokussiert, zeigt die Studie, dass die Biozide im Lebensmittelverarbeitungsprozess eine wichtige Rolle spielen. Biozide wären von einem Verbot von Pestiziden ebenso betroffen. Denn nach offizieller Definition gehören zu den Pestiziden sowohl Pflanzenschutzmittel als auch Biozide. Biozide wie z.B. Desinfektionsmittel werden in ähnlichen Mengen eingesetzt und sind kaum durch nicht synthetische Produkte ersetzbar. Das Pestizidverbot der Initiative gefährdet damit die Sicherheit und Qualität der Lebensmittel. swiss-food wird die Studie analysieren und noch ausführlicher auf die Auswirkungen eingehen. Studie und Kommentar dazu finden Sie hier.

Pestizide, Biozide, Pflanzenschutzmittel

Der Begriff «Pestizid» stammt ursprünglich von «Pest» ab, dem englischen Wort für Schädling. Ein Pestizid ist ein Schädlingsbekämpfungsmittel.

Globale Fakten zum Pflanzenschutz

Nur dank technologischem Fortschritt und modernem Pflanzenschutz werden wir in Zukunft unsere Ressourcen schonen und gleichzeitig immer mehr Menschen gesund ernähren können.

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Risques et effets secondaires

Chère lectrice, cher lecteur,

Le bio évoque la nature et la nature provoque la sympathie. Dans la publicité, son auréole semble ne pas faiblir. Àgrands coups de slogans, non seulement les agriculteurs bio, mais aussi les grands distributeurs nous martèlent la leçon presque quotidiennement à la manière d’un mantra. Le bio serait synonyme de pureté, le bio serait libre de pesticides, affirment-ils tous sans sourciller.

Qui voudrait pourtant mettre sa main à couper pour des slogans publicitaires. À raison: une nouvelle étude d’Agroscope, le centre de compétences de la Confédération dans le domaine de la recherche agronomique, contredit avec véhémence ces affirmations. Et conclut même qu’un abandon de pesticides jugés risqués toucherait durement le bio. En clair: interdire les pesticides n’est pas bon pour le bio.

L’enjeu dépasse toutefois le bio. Une interdiction des pesticides toucherait en effet durement toute l’industrie agroalimentaire suisse. Pour être efficace, la production agricole régionale doit pouvoir se défendre contre les maladies phytosanitaires et les nuisibles. Selon un classement d’Agroscope, l’insecticide qui est potentiellement le plus dangereux pour les abeilles est le spinosad. Or, cet insecticide est autorisé dans l’agriculture bio. Si le spinosad était interdit, il faudrait s’attendre à de grandes difficultés dans la production intégrée et biologique, quel que soit le domaine de culture.

Des taxes d’incitation non plus ne sont pas une solution. L’étude d’Agroscope évalue les produits phytosanitaires autorisés sur la base de scores de risque. L’insecticide spinosad ainsi que les fongicides bio contenant du cuivre et du soufre font pâle figure. Les milieux qui militent pour le tout biologique n’ont de cesse néanmoins de réclamer une taxe d’incitation sur les produits phytosanitaires calquée sur le modèle danois. Une taxe d’incitation fondée sur les risques renchérirait massivement le prix d’importants pesticides pour l’agriculture biologique, comme le spinosad, le cuivre et le soufre, voire rendrait leur utilisation impossible.

Au Danemark, un pays qui est volontiers cité en exemple pour les taxes d’incitation qu’il prélève sur les produits phytosanitaires, il est interdit d’utiliser le cuivre dans l’agriculture en raison des dangers qui y sont liés. Quant à la taxe sur le soufre, elle est très élevée du fait des effets négatifs du soufre sur l’environnement. Par ailleurs, une taxe d’incitation sur des biens ne fonctionne pas lorsque la demande n’est pas élastique. Prélever une taxe d’incitation sur un médicament efficace ne diminue guère la demande. C’est la même chose pour les produits phytosanitaires. Lorsqu’un agriculteur doit choisir entre protéger ses cultures ou les livrer aux maladies, sa décision est vite prise. En 2018, Stephan Mumenthaler, directeur de scienceindustries, pointait déjà les contradictions des taxes d’incitations sur les produits phytosanitaires dans la Handelszeitung.

Il y a aussi de bonnes nouvelles. Le Comité de Bio Suisse s’oppose à l’initiative pour l’eau potable. Les agriculteurs bio sont aussi des éleveurs qui, en tant que tels, ne sont pas totalement autosuffisants. L’initiative empêche une division judicieuse des tâches dans l’agriculture en interdisant les achats de fourrage ne provenant pas de l’exploitation même. Et comme le montre l’étude d’Agroscope, les agriculteurs bio aussi utilisent des pesticides, ce qui les priverait de paiements directs.

Pour approfondir le sujet, il vaut la peine de jeter un œil à la fiche d’information du groupe Agrar-industrie de scienceindustries sur la terminologie des deux initiatives. Les pesticides font en effet l’objet d’une définition claire établie par l’Organisation mondiale de la santé (OMS) et l’Organisation des Nations Unies pour l’alimentation et l’agriculture (FAO).

À propos des Nations Unies. Le prix Nobel de la paix 2020 a été attribué au Programme alimentaire mondial (PAM). La rédaction de swiss-food se joint aux félicitations. Ce programme accomplit un travail remarquable et continuera d’être très sollicité durant les années à venir. Car la faim dans le monde s’aggrave à nouveau. En cause : la crise liée au coronavirus, les conflits armés, mais aussi le changement climatique. La production agricole mondiale restera un enjeu majeur, à l’avenir aussi. Et dans ce contexte, les produits phytosanitaires jouent un rôle important. Nous avons rédigé une fiche d’information à ce sujet.

On le voit: il vaut toujours la peine de s’enquérir des risques et des effets secondaires des propositions politiques. Il faut constamment chercher à réduire les risques en coopérant, en innovant et en faisant preuve de prudence au niveau de l’application. Ceux qui préconisent des solutions extrêmes ou unilatérales en négligent les effets secondaires.

Nous vous souhaitons une passionnante lecture.

La rédaction de swiss-food.ch

P.S. Nous venons d’apprendre qu’une nouvelle étude de l’Université de Saint-Gall a analysé les conséquences de l’initiative «pour une Suisse libre de pesticides de synthèse» sur la production agricole et l’industrie agroalimentaire. Cette étude parvient manifestement elle aussi à la conclusion qu’une interdiction des pesticides de synthèse toucherait l’agriculture bio et son industrie de transformation. Si le débat dans le public et en politique se focalise sur les produits phytosanitaires, l’étude montre que les biocides jouent un rôle tout aussi important dans le processus de transformation des aliments. Les biocides seraient aussi visés par l’interdiction des pesticides. Car selon la définition officielle, tant les produits phytosanitaires que les biocides font partie des pesticides. Les biocides, p.ex. les désinfectants, sont utilisés dans des proportions similaires et ne peuvent guère être remplacés par des produits «non synthétiques». L’interdiction des pesticides réclamée par l’initiative menace ainsi la qualité des aliments et la sécurité alimentaire. swiss-food analysera l’étude et reviendra de manière plus approfondie sur ses conséquences. L’étude et un commentaire sont disponibles à cette adresse.

Pesticides, biocides, produits phytosanitaires

Le terme «pesticide» vient du mot anglais «pest», qui signifie parasite. Un pesticide est un produit employé contre les parasites.

Les enjeux planétaires autour des produits phytosanitaires

Nous ne pourrons ménager nos ressources et mettre des aliments sains à la disposition d’une population de plus en plus nombreuse qu’en misant sur les progrès techniques et les produits phytosanitaires.

Redaktion swiss-food.ch

Pestizide sind Pflanzenschutzmittel und Biozide, dazu gehören auch Insektenschutz- und Desinfektionsmittel. Sie werden in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Oft stehen die Risiken von Pestiziden im medialen Fokus. In Vergessenheit geht, dass ohne Pestizide die Versorgungs- und Lebensmittelsicherheit gefährdet ist. Eine differenzierte Einschätzung der Risiken, die den Nutzen nicht ausblendet, ist daher wichtig. Auf der Website werden Zielkonflikte adressiert und Expertenwissen verständlich und zugänglich aufbereitet.

Die Website möchte einen Beitrag zur sachgerechten Diskussion rund um die Produktion unserer Nahrungsmittel und um Pestizide leisten.

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