Die Geschichte der sozialen Fürsorge ist immer auch eine Geschichte von Zwang und Erziehung, von Aus- und Einschluss von Menschen und der Betroffenheit Dritter. Dass in der Schweiz im 20. Jahrhundert und bis 1981 Tausende ohne Gerichtsverfahren für Jahre weggesperrt wurden, ist seit längerem bekannt. Doch die Geschichte der Fürsorge ist vielseitig. Fürsorge betrifft schliesslich das ganze Leben vom Säuglings- bis ins Seniorenalter. Als demokratischer Rechtsstaat kommt die Schweiz der Pflicht nur zögerlich nach, Geschehenes zu analysieren und zu dokumentieren, Herkömmliches infrage zu stellen und selbstkritisch eine bessere Zukunft zu gestalten.
Stäfa hat nun als eine der ersten Gemeinden im Kanton Zürich diesen Schritt gewagt und ihr Archiv für die Forschung uneingeschränkt geöffnet. Dabei entstand ein Querschnitt durch die hiesige Fürsorgelandschaft mit konkreten Beispielen, der nun gedruckt vorliegt. Mit diesem Forschungs- und Vermittlungsprojekt möchte Stäfa in Zusammenarbeit mit einem Historiker Licht ins dunkle Archiv bringen. Die Publikation dieser Vorstudie unter Leitung von David Kobelt, erfüllt nun ein wichtiges Etappenziel. Wir stehen aber erst am Anfang. Viele Fragen bleiben weiterhin unbeantwortet.
Mit der jetzt erschienenen Publikation bieten wir nicht bloss eine zugegeben schwere Lektüre, sondern laden Sie dazu ein, Ihre Geschichten selbst zu erzählen, Ihre Sicht der Dinge zu schildern. Die Frage nach dem ausgeglichenen Mass an Eingriff in Persönlichkeits- und Freiheitsrechte geht uns alle an.
Am Mittwoch, 28. Februar 2024 um 19.30 Uhr wird uns David Kobelt in der Buchhandlung mehr dazu erzählen. Details folgen.
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